Der zweite Abschnitt der Reise durch die Energiezentren des Körpers führt zu Svādhiṣṭhāna – dem Wasserchakra. Es liegt am Kreuzbein und öffnet den Raum für Lebendigkeit, Kreativität und emotionale Tiefe.
Während Mūlādhāra für Erdung und Stabilität steht, lädt Svādhiṣṭhāna dazu ein, sich dem Fluss des Lebens hinzugeben. Es ist das Zentrum der Bewegung, der Anpassung, der sinnlichen Wahrnehmung. Hier beginnt die Fähigkeit, sich körperlich wie seelisch zu wandeln und mit den Wellen des Lebens zu tanzen.
Dieser Artikel beleuchtet die Qualitäten und Eigenschaften von Svādhiṣṭhāna, beschreibt mögliche Disharmonien – sowohl körperlich als auch emotional – und stellt achtsame Techniken aus dem Yoga vor, die helfen, dieses Energiezentrum zu harmonisieren.
Svādhiṣṭhāna – Die fließende Lebendigkeit
Svādhiṣṭhāna schenkt dem Körper eine überragende Fähigkeit: sich zu öffnen, zu empfangen, sich der Umwelt anzupassen. Es ist das Zentrum der schöpferischen Kraft, der Lust am Leben, der inneren Beweglichkeit. Wenn dieses Chakra in Balance ist, entsteht ein Gefühl von Leichtigkeit, von fließender Verbindung. Zu sich selbst und zur Welt.
| Eigenschaft | Beschreibung |
| Name | Svādhiṣṭhāna cakra |
| Übersetzung | Svā = eigen, dhiṣṭhāna = Mitte |
| Element | Wasser |
| Farbe | orange |
| Lokalisation | Kreuzbein / Iliosakralgelenk |
| Grundeigenschaft | tamas (erdend, schwer) |
| Planet | Mond |
| Nahrung | Alles Flüssige – Suppen, Säfte, Tee, Wasser |
| Verb | fühlen |
| Duft | Ylang-Ylang |
Svādhiṣṭhāna ist das Zentrum der Anpassung, der Sinnlichkeit und des inneren Wandels. Es lädt dazu ein, das Leben als fließenden Strom zu begreifen, nicht als starres Konstrukt, sondern als bewegliche, formbare Kraft. In der Natur ist das Element Wasser das Sinnbild dieser Qualität: weich und nachgiebig, zugleich kraftvoll und formend. Es ist das Element, das Täler entstehen lässt, das Landschaften prägt und das Gleichgewicht unseres Planeten beeinflusst.
Wer einmal die tosende Kraft der Iguazú-Wasserfälle oder die majestätische Bewegung des Niagara erlebt hat, spürt: Wasser ist nicht schwach. Es ist lebendige Stärke.
Wenn Bewegung fehlt – Disharmonien im Svādhiṣṭhāna cakra
Die Qualitäten dieses Chakras sind Bewegung und Veränderung. Doch im Laufe des Lebens kann diese Lebendigkeit verblassen. Was einst Leichtigkeit war, wird zu Schwere. Was einst Offenheit war, wird zu Routine.
Typische Zeichen einer Disharmonie:
- Versteifung in Gelenken und Skelett
- Beschwerden im Lendenwirbelbereich
- Arthrose, Arthritis
- emotionale Labilität, Ängstlichkeit, Panikzustände
- Festhalten an Gewohnheiten und innerer Widerstand gegen Veränderung
Diese Symptome sind nicht nur körperlich. Sie erzählen auch von einem inneren Rückzug aus dem Fluss des Lebens.
Zentrale Themen von Svādhiṣṭhāna
Svādhiṣṭhāna ist der tiefe Wunsch des Öffnens. Für das Unbekannte, für das Lebendige, für das, was sich wandeln will.
- Beweglichkeit des Körpers, besonders der Hüften
- Flexibilität des Geistes
- Offenheit für Neues
- Verbindung zur eigenen Gefühlswelt
- Kreativität und Sinnlichkeit
- Mut zur Veränderung
Yogapraxis für Svādhiṣṭhāna
Die Praxis für dieses Chakra ist weich, fließend und sinnlich. Sie verbindet Atem und Bewegung zu einem Tanz der Lebendigkeit.
Empfohlene Techniken:
- sanfte kriyās wie die Tigeratmung (viyāgrah prāṇāyāma)
- fließender Atem in Verbindung mit geschmeidigen Bewegungen
- Hüftöffnende Asanas wie:
- upaviṣṭa koṇāsana (gegrätschte Sitzhaltung)
- parivṛtta pādottānāsana (gedrehte Vorbeuge)
- ardha kapotāsana (halbe Taube)
- parsva uttānāsana (intensive Vorbeuge in Schrittstellung)
- Sitzhaltungen im Schneidersitz wie:
- baddha koṇāsana, gomukhāsana, padmāsana, siddhāsana
Impulse für den Alltag:
- kreative Tätigkeiten: Malen, Tanzen, Musik, Tantra
- Kontakt zum Wasser: Baden, Schwimmen, Spaziergänge am See
- viel Trinken, Aromabäder, duftende Körperöle
Meditation für Svādhiṣṭhāna cakra
Die Meditation beginnt im Sitzen oder in Rückenlage – getragen von einem Kissen, einer Decke, einem Ort der Ruhe. Wichtig ist, dass die Haltung sich nicht starr oder verkrampft anfühlt. Der Körper darf weich sein, der Atem fließen.
Impulse für die Innenschau:
- Erinnerst du dich an deine erste Yogastunde? War dein Körper damals schon so beweglich wie heute?
- Wie hat sich deine Beweglichkeit verändert – körperlich und geistig?
- Wo in deinem Leben spürst du den Wunsch nach Veränderung?
- Was hält dich zurück – und was möchte sich entfalten?
Bewegung ist Leben. Wachstum braucht Raum. Und Veränderung beginnt dort, wo du bereit bist, dich dem Fluss hinzugeben.
Fazit – Die Einladung zur Wandlung
Svādhiṣṭhāna ist das Chakra der Lebendigkeit. Es erinnert daran, dass Leben Wandel bedeutet. Körperlich, geistig, emotional. Wer sich öffnet für das Neue, verlässt die Enge der Routine und betritt den Raum der Entfaltung.
Die Praxis lädt dazu ein, weich zu werden, beweglich zu bleiben und dem inneren Strom zu folgen. Denn dort, wo Bewegung ist, entsteht Wachstum. Und dort, wo du dich dem Wandel hingibst, beginnt die Reise zu dir selbst und die Chance für persönliches Wachstum und Weiterentwicklung.
Wie geht es dir dabei, wenn du dich diesen Fragen näherst? Welchen Zugang hast du selbst zu diesem cakra?
